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Redaktion

Schwindel, nicht Fingerfertigkeit

Jüdische Kultusgemeinde Essen

Ungereimtheiten in der Jüdischen Kultusgemeinde Essen

Mitte November wandte sich Leonid Melamud (Essen) mit einem Offenen Brief an die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch. Auslöser sind die anhaltenden Ungereimtheiten in der Jüdischen Kultusgemeinde Essen, namentlich das Verhalten der Vorstandsmitglieder Budnizkij und Byron, die demnach eine „Schlammschlacht" gegen den Gemeinderat initiiert, ihn faktisch aufgelöst und seinen Mitgliedern das Hausverbot erteilt haben. Schon in einem ersten Artikel vom März dieses Jahres, in dem Melamud das Vorgehen der beiden Personen an der Gemeindesatzung maß, kam er zu dem Schluss:.«Ich sehe darin keine Fingerfertigkeit, ich sehe nur den Schwindel.» Melamud bedauert vor allem das andauernde Schweigen des Zentralrats der Juden angesichts undemokratischer Verfahrensweisen in dieser Angelegenheit.

Auch wenn all die Interna für Außenstehende nicht gleich nachvollziehbar sind: allein anhand des Protokolls der außerordentlichen Gemeindeversammlung vom 5. August lässt die ganze Misere erahnen. Einziger Tagesordnungspunkt: Die «Entscheidung über Deutschkenntnisse der Wahlkandidaten» als Voraussetzung für die Eignung für den Gemeinderat. Das Ergebnis, wonach die Wahlkommission über die Deutschkenntnisse der Wahlkandidatinnen entscheiden soll, bleibt fragwürdig, denn es ist der provisorische Vorstand, der diese Wahlkommission gewählt hat, dies aber laut Versammlungsprotokoll ohne entsprechende Wahlordnung. Um klarere Verhältnisse zu schaffen, bräuchte es wohl eine Satzungsänderung. Und nicht nur Deutschkenntnisse sollen Vorrausetzung für die Eignung sein: es wurde auch der Antrag gestellt, «nur Personen zu wählen, die konstruktiv eingestellt sind». Man möchte glauben, dass sich der provisorische Vorstand seinen eigenen Gemeinderat wählen will. Einstweilen ist von zweckentfremdeten Geldern und von Hausverboten als Antwort auf diesen Verdacht die Rede, und jede vertrauensvolle Zusammenarbeit ist blockiert.

«Der Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, Herr Kramer, hat in dem an mich adressierten Brief Ihr Schweigen bezüglich der Problemfelder des gemeindlichen Lebens mit der Achtung der Gemeindeautonomie erklärt», schreibt Melamud an Charlotte Knobloch. «Meiner Meinung nach fördert Ihr Schweigen nur die Bildung einer Enklave auf dem deutschen Territorium, wo die deutschen Gesetze nicht gelten.» Tatsächlich empfahl Stephan J. Kramer am 7.11., sich an den Landesverband der jüdischen Gemeinden Nordrhein zu wenden und eine Entscheidung des Schiedsgerichtes abzuwarten und mahnt am 9.11.: «Sie müssen sich schon an die Strukturen in der Jüdischen Gemeinschaft halten, auch wenn Sie glauben, dass dies für Sie nicht gilt.» Das wiederum wirft Fragen nach der traditionellen Gemeindeautonomie, nach jüdischer Ethik und der Rolle des Zentralrats auf - zumal schon im Protokoll vom August nachzulesen ist, dass der Landesverband eine Vermittlung bereits abgelehnt hat.

«Jüdische Zeitung»